Das aktuelle Interview

 

Wertungsspiel als Wegweiser

 

Was die Kritik den Kapellen bringt

 

Schwabsoien  -  Als "wegweisend" bezeichnet Bezirksdirigent Bernd Schuster das, was Blaskapellen durch die Teilnahme am Wertungsspiel und aus dem Kritikgespräch lernen können. Dies sei ein Ansatz, einzelne Leistungen und Gesamtniveau zu heben.

Redaktuer Johannes Jais sprach mit dem 43-jährigen Pollinger, der seit zwei Jahren Bezirksdirigent im Bezirk Oberland ist, vor den Wertungsspielen, die beim Musikfest am Samstag sowie am Sonntag stattfinden.

 

Wie bewerten sie die Resonanz der Kapellen auf die Wertungsspiele beim Bezirksmusikfest?

 

Bernd Schuster: Mit 26 Konzertwertungen, sechs Beratungsspielen Volksmusik und zwölf Marschmusikwertungen, also insgesamt 44 Wertungsspiel-Teilnahmen eine überdurchschnittliche Beteiligung. Dies freut mich natürlich für die ausrichtende Kapelle aus Schwabsoien und unseren Bezirk Oberland.

 

Was sagen sie dazu, dass sich aus dem Bezirk Oberland nur acht Kapellen der Wertungs-Jury stellen?

 

Bernd Schuster: Man muss auf jeden Fall zuerst einmal feststellen, dass jede Region bei uns in ganz Bayern aus blasmusikalischer Sicht verschiedene Schwerpunkte zu erfüllen hat. Im Bezirk Oberland waren Marschmusik und Volksmusik schon immer Schwerpunkte. Dies sieht man auch in den Teilnehmerzahlen bei den Wertungsspielformen "Beratungsspiel Volksmusik" und "Marschmusikwertung". Fast alle teilnehmenden Kapellen kommen aus unserem Bezirk Oberland. Wenn man dies zu den acht Konzertwertungen dazuzählt, sehe ich die Beteiligung unseres Bezirkes mit 25 Kapellen und Volksmusikgruppen als gut an.

 

Was bringt so ein Wertungsspiel der Kapelle?

 

Bernd Schuster:  Wertungsspiele sollen dazu dienen, anhand einer ausführlichen, fachmännischen Kritik unseren Kapellen den Weg zu weisen, wie sie ihre musikalischen Leistungen verbessern und das Gesamtnieveau heben können. Den Vorteil der Wertungsspiele sehe ich für jeden Dirigenten und jeden einzelnen Musiker als Chance, sich zu verbessern und weiter zu entwickeln. In einem anschließenden Kritikgespräch wird das musikalische Ergebnis mit dem Dirigenten besprochen und beratend Hilfestellungen und Tipps durch die Jury gegeben. Die angesprochenen Kritikpunkte sollen für eine Kapelle natürlich auch Wegweiser für die Zukunft sein. Zum Beispiel Intonation und Tonkultur sollen grundlegend und dauerhaft angewendet werden, damit auch die vielen anderen Auftritte das ganze Jahr davon profitieren.

 

Unter-, Mittel,- Ober- und Höchststufe: Wie groß sind die Anforderungen, wie groß sind die Differenzen?

 

Bernd Schuster:  Das Wertungsspiel der Konzertwertung wird in verschiedenen Schwierigkeitsstufen stattfinden. Beim Wertungsspiel in Schwabsoien treten die teilnehmenden Kapellen in der Unterstufe (leichte Blasmusikliteratur), Mittelstufe (mittelschwer), Oberstufe (schwer) und Höchststufe (sehr schwer) an. Jede Kapelle hat zwei Musikstücke der entsprechenden Leistungsstufe vorzutragen. Als erstes ein Pflichtstück, das vom Musikbund vorgegeben wird und ein Selbstwahlstück, das die Kapelle selbst auswählen darf. Die Stücke müssen sich natürlich im Schwierigkeitsgrad der jeweiligen Wertungsstufe befinden. Die gemeldeten Musikstücke einer Kapelle werden im Vorfeld vom Verbandsdirigenten des Musikbundes von Ober- und Niederbayern geprüft und in die entsprechende Schwierigkeitsklasse eingstuft.

 

Wie streng wird bewertet?

 

Bernd Schuster:  Die Anforderungen steigen natürlich von Stufe zu Stufe stetig an, das bedeutet Taktarten, Notenbild werden immer schwieriger. Bewertungskriterien wie Intonation, Stimmung und Rhythmik, Dynamik und Zusammenspielen (um nur einige zu nennen) werden immer strenger bewertet. Ab Oberstufe wird natürlich eine entsprechende Besetzung des Orchesters vorausgesetzt, es sollten alle geforderten Blasmusikinstrumente besetzt sein. Der Bereich Sinfonische Blasmusik wird von einer Höchststufenkapelle gefordert, die auch "Edelholzinstrumente" wie Oboe, Fagott, Bassklarinette besetzt haben muss.

 

Gibt es im Bezirk Oberland Kapellen, die als Aushängeschilder gelten?

 

Bernd Schuster:  Als größter Bezirk im Musikbund von Ober- und Niederbayern, mit 65 Mitgliedskapellen, hat der Bezirk Oberland sogar sehr viele Aushängeschilder.

 

Die da wären?

 

Bernd Schuster: Um nicht eines unserer Aushängeschilder zu vergessen, möchte ich auf die namentliche Nennung im Interview verzichten.

 

Welchen Stellenwert messen sie dem Beratungsspiel Volksmusik bei, das es erst seit wenigen Jahren gibt?

 

Bernd Schuster: Einen sehr großen! Dank unseres Referenten für Volksmusik, Thomas Eiler, er ist Dirigent in Rottenbuch und die Triebfeder dieser Wertungsform, hat dieses Beratungsspiel Volksmusik eine große Beliebtheit unter den Kapellen gefunden. Das Beratungsspiel gibt es seit 2002 und wird stets gut angenommen. Es lockert die gesamten Wertungsspiele mit ihrem eigenen Charakter auf. Es freut mich ganz besonders, dass diese Musikrichtung durch das Beratungsspiel Volksmusik zusätzlich gefördert werden kann.

 

Wenn Sie als Bezirksdirigent drei Wünsche frei haben für die Wertungsspiele in Schwabsoien: Was sind Ihre Anliegen?

 

Bernd Schuster: Für die Wertungsspiele in Schwabsoien wünsche ich mir viele Zuhörer, dass alle Teilnehmer hervorragende Prädikate erhalten und so ihre Vorbereitung gewürdigt wird und dass das gesamte Wertungsspiel ein voller Erfolg wird, damit unsere schöne Blasmusik noch mehr Stellenwert in der Bevölkerung gewinnt.

 

 

Johannes Jais

 

Schongauer Nachrichten

vom 27. April 2006