3000 Leute auf den Spuren von anno dazumal

 

Sechster Mühlentag in Schwabsoien: Besucher zeigen großes Interesse an altem, funktionstüchtigem Handwerk

 

Schwabsoien  - Beachtliche Besuchermengen und zugeparkte Straßen prägten gestern das Ortsbild von Schwabsoien. Deutlich wurde einmal mehr, dass das Interesse an funktionsfähigen Mühlen, Hammerschmieden, Sägewerken, Pumpstationen und Wasserrädern ungebrochen ist. Landesweit war es am Pfingstmontag der 13. Deutsche "Mühlentag", für Schwabsoien immerhin auch schon "Mühlentag Nr. 6". Bürgermeister Konrad Sepp sagte angesichts der Besucher: "Jedes Jahr eine unbezahlbare Werbung für unsere Gemeinde". Insgesamt hatten immerhin 3000 Besucher den Weg zum Schwabsoier Mühlentag gefunden - der weitgereisteste kam gar aus der Hansestadt Hamburg. Fünf Stunden lang standen die sechs Führer um Siegi Neumann parat, um halbstündlich Gruppen bis zu 60 Personen auf der zweistündlichen Reise durch Schwabsoiens Ortsgeschichte zu begleiten. Über den Ortsrand hinaus schauten diesmal Werner Stich, Fritz und Helmut Schönenborn. Das Trio hatte in der ehemaligen "Weißhammerschmiede" ein Modell des Altenstadter Wehrmachts-Flugplatzes aufgebaut. Neben Start- und Landebahn, die von Altenstadt bis Schongau-West verlief, sind sämtliche Funktionsgebäude zu sehen. Beispielsweise wurde in der jetzigen Halle von Lechmotoren noch bis 1945 Triebwerke für das Jagdflugzeug Me 262 gebaut.

Neben den "Profis" vermittelten auch die Besitzer der Schmieden und Mühlen anschaulich Geschichte, Arbeit und Funktion ihrer historischen Anlagen. In der Mahlmühle "Beim Schmiedfranzer" wird zwar nicht mehr gemahlen, aber Georg Pröbstl zeigte sein "Kraftwerk", einen Herfort Einzylinder Schiffsmotor mit 75 PS und 300 Umdrehungen, der ehemals mit Schwung Mühle und Sägewerk angetrieben hat.

Stroh gedroschen wie in alten Zeiten haben Robert Düringer und Anton Port. Daneben war die Parade gepflegter Traktoren zu sehen, wie auch die Fotoausstellung über die Geschichte der örtlichen Blasmusik.

 

Wissenswertes vermittelt wurde zudem beim "Schmiedjörgeler", in dem das "Minikraftwerk" noch Strom für 20 haushalte produziert. Werner Stich zeigte, wie beschwerlich ehemals Wasserleitungen in baumstämme gebohrt wurden. Der Besitzer der Hammerschmiede Möhrle "Beim Lazar", Peter Götz, und seine beiden Gehilfen Robert Vetter und Hermann Paul demonstrierten, mit welcher Wucht Schwanzhämmer glühendes Eisen platt klopfen. Die Feinheiten beim Putzsandsteinhügel "Am Elder" gehörten ebenso zum Programm wie die Möglichkeit in Johann Hartmanns Kutschenmuseum und in das Pumpenhaus zu schauen.

Insgesamt waren beim Mühlentag in Schwabsoien 55 Helfer eingesetzt. Sie gehören Arbeitskreisen an, die aus der Dorferneuerung entstanden sind und die, so Gemeindechef Konrad Sepp, "mittlerweile zum Selbstläufer geworden sind".

 

 

Von Walter Kindlmann

 

Schongauer Nachrichten

vom 6. Juni 2006