Auf 4000 Kubikmeter Raum ein Prunkstück für den Ort
Neues stattliches Gebäude kostet zwei Millionen Euro
Von Stephan Penning
Schwabsoien - 4000 Kubikmeter Raum wurden umbaut, vom Planungsbeginn 1999bis zum Einzug im November 2004 vergingen etwa fünf Jahre: Gemeindechef Konrad Sepp sprach von "Kaiserwetter", während die zahlreichen Gäste in der brütenden Hitze schmorten, als zur Freude aller Schwabsoier am Sonntagvormittag mit den Feierlichkeiten zur Weihe des Gemeinde- und Feuerwehrhauses begonnen wurde. Zeugen des Festakts waren auch zahlreiche Bürgermeister umliegender Gemeinden sowie Landtagsabgeordnete Renate Dodell und Landrat Lutipold Braun. Sie alle erlebten mit, wie sich ein jahrzehntelanger Traum der Schwabsoier erfüllte.
Zwei Millionen Euro kostet das Prunkstück, auf das die Bewohner wirklich stolz sein können. Und es sind nicht nur optische Vorzüge, die das in warmen tönen gehaltene Haus zur Schau stellt. Auch funktional konnte einiges bewegt werden, haben doch die Landjugend im Keller (100 Quadratmeter), die Musikkapelle im Dachgeschoss (210 Quadtratmeter) und der Faschingsverein (ebenfalls im Dachgeschoss, 170 Quadratmeter) neue Heimstätten gefunden.
Ganz zu schweigen von der Feuerwehr, die auf 625 Quadratmeter ausreichend Platz für drei Stellplätze und einen Schlauchturm hat. Behauptungen aus der Bevölkerung, dass der Platz für die Herberge der Wehr zu groß dimensioniert sei, traten nicht nur Gemeindechef Sepp und Kreisbrandrat Alfons Breyer unter Hinweis auf gesetzluiche Bestimmungen entschieden entgegen. Auch Kommandant Norbert Schmid hakte hier ein, sagte: "Schwabsoien hat keine Drehleiter". Ein entsprechendes Gerücht habe sich seinen Worten zufolge lange am Ort gehalten.
Außerdem ist die Gemeindeverwaltung im Erdgeschoss des neuen Hauses untergebracht, wobei für den Bürgermeister und seine Sekretärin jeweils ein Raum zur Verfügung stehen. Ebenfalls im Erdgeschoss befindet sich die Zweigstelle der Raiffeisenbank.
Wichtige Zahlen
Planer Manfred Ullmann nannte in diesem Zusammenhang noch einige wesentliche Zahlen. Auf erste Gespräche (damals noch mit Bürgermeister Willi Helmer) sei der Eingabeplan im Dezember 2000 eingereicht worden. Im August 2002 wurde mit dem Abbruch des alten Hauses begonnen, im September die Genehmigung für den Neubau erteilt. Baubeginn war schließlich im April 2003, die Grundsteinlegung erfolgte im Oktober des gleichen Jahres, im November 2004 wurde schließlich eingezogen, wobei die Vereine ihre Räumlichkeiten alle in Eigenregie gestalteten.
Überhaupt war es die freiwillige Leistung vieler Helfer, die dazu beitrug, dass die Gesamtkosten in Anbetracht des ursprünglichen Ansatzes vergleichsweise niedrig gehalten werden konnten. Wolfgang Ranz beispielsweise listete namens der Blaskapelle auf, dass in den vergangenen Jahren 2500 Stunden ehrenamtlicher Arbeit allein von seinen Leuten erbracht wworden sei. Insgesamt waren es 5500 unentgeltliche Stunden, die im Zusammenhang mit dem Neubau geleistet wurden.
Gemeinschaftsgefühl
Kein Wunder, dass Pfarrer Hermann Ritter, der auch die Räumlichkeiten segnete, dann auch das Gemeinschaftsgefühl in den Blickpunkt seiner Predigt stellte. "Die Gemeinschaft und das soziale Gefühl sind in der heutigen Zeit vielfach gefährdet", machte er deutlich und verlieh seiner Freude Ausdruck, "dass wir nicht vergessen sollten, dass wir alle die Dorfgemeinschaft sind". So lange noch Menschen im Ort füreinander da seien, so lange bleibe eine Geslelschaft auch jung und lebendig.
Landrat Luitpold Braun ("Rathäuser haben für mich etwas Mystisches, weil sie schon im Mittelalter Orte bürgerlicher und staatlicher Entwicklung waren") sagte, dass sich das Selbstbewußtsein der Bürger auch in der äußeren Form ihrer Rathäuser zeige. Zudem seien sie Spiegelbilder der Verfassungsgeschichte. Er gratulierte zu einer "wunderbaren Anlage", die zeige, dass Schwabsoien in die Zukunft schaue.
"Man merkt schnell, wie die Stimmung in einem Ort ist, wenn man von außen kommt", merkte unterdessen MdL Renate Dodell ("Am klügsten ist, wer gerade vom Rathaus kommt") an. In Schwabsoien habe sie stets einen guten Geist und ein miteinander gespürt. Die Abgeordnete gratulierte zur Vollendung eines "mit Leben erfüllten Bauwerks. Und fügte noch unter Hinweis auf die freiwilligen Aktivitäten hinzu: "Wir brauchen Menschen, die nicht nur nach dem fernen Staat rufen, sondern auch selbst mit Hand anlegen."
Der "Regierungssitz"
Karl-Heinz Gerbl, Bürgermeister aus Hohenfurch, bescheinigte seinem Kollegen Konrad Sepp, ein fleißiger Gemeindechef zu sein und fügte hinzu: "Und nur dann hat man auch einen solchen Regierungssitz verdient".
Kreisbrandrat Alfons Breyer gratulierte ebenfalls zu dem gelungenen Bau und wünschte, "dass alle viel Freude mit dem Gebäude haben und die Feuerwehrmänner stets gesund zu ihren Familien zurückkehren". Die Feuerwehr Schwabsoiens hat übrigens seit gestern ein neues Mitgleid, den "Spenden-Flori". Der wollte "bis zum Abend voll sein", wie Vorstand Fritz Linder mitteilte und dabei an die Spendenbereitschaft der Gäste appellierte.
Und Eugen Müller aus Offingen, Vorsitzender des schwäbisch-bayerischen Fasnachtsvereins, gratulierte vor dem Hintergrund, "dass es immer schwieriger ist, für einen Faschingsverein ein eigenes Vereinsheim zu finden".
Apropos Faschingsverein. Da patzte der Bürgermeister kurzfristig und erntete entrüstete Rufe der Gardemädchen, die sich an der Ehre gepackt fühlten, als er anmerkte: "Die Mitglieder können jetzt vor Spiegeln das Tanzen lernen".
Schongauer Nachrichten vom 21. Juni 2005
Impressionen