Faschingsspektakel im Standesamt

 

Wenn der Bürgermeister (Konrad Sepp) selbst verheiratet wird

 

Von Hans-Helmut Herold

 

Schwabsoien - Er hat schon so manche Eheschließung miterlebt und selbst als Bürgermeister viele Paare getraut. Gemeindeoberhaupt Konrad Sepp kann ein Lied davon singen, wie manche Trauung vonstatten geht und mit welchen Situationen man als Standesbeamter immer wieder konfrontiert wird.

Aber diese Trauung, die jetzt in den Räumen seiner Gemeinde stattfand, ist in der Geschichte wohl einmalig. Ein Kompliment an den Bürgermeister, der zwar teilweise nicht mehr Herr der Lage war, aber zu keiner Zeit die Fassung verloren hat.

Seit Tagen hing das Aufgebot im Schaukasten vor dem Rathaus. Man wurde in Kenntnis gesetzt, dass ein gewisser "Hallodri Fasching" die "Jungfer Geldnot" ehelichen wollte. Als Termin war der lumpige donnerstag angesetzt. Dass die faschingsbegeisterten Narren aus Schwabsoien etwas im Schilde führen, war dem bürgermeister dabei schon im Vorhinein klar.

Jedes Jahr lassen sie sich etwas einfallen, so war Konrad Sepp gespannt, was diese Weiberfastnacht bringen würde. Er hatte für die angekündigte Trauung seinen schwarzen Anzug angelegt, nur eine haarprächtige Perücke zierte sein doch so lichtes Haupthaar.

Dann der Sturm auf das Rathaus. Kreischende Weiber warfen sich förmlich auf den überrumpelten Konrad Sepp und rissen ihm den Anzug vom Körper. Brautjungfern reichten ihm ein weißes Hochzeitskleid, in das er schlüpfte.

Hochzeitslader Erich Linder übernahm das Kommando, er führte die Braut mit dem Namen "Geldnot" ihrem Bräutigam "Hallodri Fasching" zu. (Hinter seiner Maske verbarg sich Ida Jahl).

Unter den Klängen der Musikkapelle und tosendem Beifall wurden die zukünftigen Eheleute dem Standesbeamten Fritz Linder zugeführt, der die Trauung vollzog.

Er stellte dabei fest, dass der gemeinsame Name zumindest bis Aschermittwoch "Fasching" lauten wird und dass die Kinder, gezeugt durch den Gaudiwurm, die Namen "Konfetti", "Luftschlange" oder "Polonaise" tragen werden.

Nach dem Ringwechsel der Moment, auf den die johlende Menge gewartet hat. Die Braut warf den Brautstrauß ins Volk und küsste den Bräutigam, dieser zeigte sich in seinem Element und begann mit dem Hochzeitslader zu flirten.

Nach dem Sektempfang formierte sich die illustre Gesellschaft dann noch, um mit der Musikkapelle und mehreren Fahnenabordnungen durch die Dorfstraßen zu ziehen.

 

 

Schongauer Nachrichten vom 2. Februar 2008