"Aus unseren Wurzeln, wachsen wir“

Sachsenried - „Zukunft braucht Herkunft“, und wo zeigt sich das besser als in Sachsenried. Gestern feierten die Sachsenrieder ihr 950-jähriges Bestehen mit einem Festakt.

Prälat Georg Kirchmeir brachte die Bedeutung einer gesund gewachsenen Dorfgemeinschaft auf den Punkt: „Aus den Wurzeln, aus denen wir gewachsen sind, darauf müssen wir unsere Gegenwart und Zukunft gestalten.“ Mit seiner Predigt leitete Kirchmeir die Feierlichkeiten zum 950-jährigen Bestehen von Sachsenried ein. Ein gelungenes Fest, zu dem rund 200 Sachsenrieder nach dem Festgottesdienst ins Gemeindezentrum strömten.

Zweiter Bürgermeister Siegi Neumann verlass eingangs die Urkunde aus dem Jahr 1059 , bevor sich die Sachsenrieder das gemeinsame Mittagessen schmecken ließen.

Mit Humor und spritzigen Kommentaren ging es danach weiter. Kreisheimatpfleger Helmut Schmidbauer verglich in seinem Festvortrag ein Dorf ohne Geschichte mit einem an Alzheimer erkrankten Menschen. „Wenn man nicht mehr weiß, wer man ist und woher man kommt, ist es gleichgültig, an welchem Ort man lebt“, sagt Schmidbauer. Zum Glück sei Sachsenried weit davon entfernt, und deshalb sei das Fest zum 950-jährigen Bestehen von Sachsenried auch so wichtig. „Hier im Ort wissen die Menschen, woher sie kommen“, erklärt Schmidbauer.

Woher der Name Sachsenried kommt, auch das erklärte der Kreisheimatpfleger. Vor über 1000 Jahren, so gegen 800 n.Chr., wurden die Sachsen von Karl dem Großen unterworfen und an den Lechrain gebracht. „Es finden sich heute noch zahlreichen Orte, die nach den Sachsen benannt worden sind“, erklärt Schmidbauer. Ein schönes Leben hätten die Menschen zur damaligen Zeit hier in Sachsenried allerdings nicht gehabt. „Sie litten an Blutvergiftungen, hatten schlechte Zähne und auch Lepra“, sagt der Kreisheimatpfleger. Vor allem seien die Sachsen, die aus Norddeutschland kamen, allein wegen ihrer Sprache schon argwöhnisch von den anderen Einwohnern des Lechrains beäugt worden. Der Zusatz „-ried“ komme, so Schmidbauer, von roden. „Die Menschen mussten sich in dem riesigen Waldgebiet südlich des Lechs ihren Siedlungsort roden“, erklärt er.

Eine Frage konnte aber selbst der Kreisheimatpfleger nicht beantworten: „Sind die Sachsenrieder nun Oberbayern oder Schwaben?“ Nachdem der Ort zwar lange Zeit zum Füssener Kloster St. Mang gehörte, aber von der rechtlichen Zuständigkeit nach Oberbayern, gab es für den Kreisheimatpfleger nur eine mögliche Lösung: „Ihr seid’s keine Oberbayern und keine Schwaben. Ihr seid’s einfach Mangener.“

Zum Abschluss des Festtages durften die Sachsenrieder nochmals ihre eigene Geschichte mitverfolgen. Hans Geisenberger hatte in liebervoller und langer Arbeit einen Diavortrag über Sachsenried zusammengestellt. Sein Vater, Martin Geisenberger, sammelte damals für ein Buch über Sachsenried die wertvollen Bilder zusammen. Manch einer fühlte sich beim Anblick der Bilder an seine eigene Kindheit erinnert, für die Jugend war es ebenso spannend. Konnten sie doch die eigenen Eltern oder Großeltern auf den alten Fotos wieder entdecken.

 

kp  Schongauer Nachrichten, März 2009